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Harzer Sagen

Der Harz ist ein Land der Sagen und Mythen. Hier finden dämonische Geister in Bergruinen, bizarr geformten Felsen, dunklen Fichtenwäldern und Bergstollen eine ideale Heimstatt. Allerdings heißt es, gelingt es nur Sonntagskindern die Riesen, Zwerge, Berggeister, Prinzessinnen, Hexen und Teufel zu erblicken.

Die Geschichte der Walpurgnisnacht ist über die Grenzen wohl bekannt. Hier fliegen die Hexen auf ihren Besenstielen zum Brocken, um hier Herrn Urian zu huldigen.
Noch heute findet man steinerne Zeugen ihres höllischen Tuns, die Teufelskanzel und den Hexenaltar.
Die Walpurgnisnacht auf dem Brocken wurde in Goethes "Faust" weltbekannt.

Auch Heinrich Heine setzte auf seiner Harzreise der liebreizenden Prinzessin Ilse und Wichtelmännchen ein literarisches Denkmal.


Die Sage von der Roßtrappe

Vor langer, langer Zeit lebte einst im Böhmerwald der mächtige Riese Bodo. Er war über die Grenzen seines großen Reiches hinaus als hart und grausam bekannt. Die Riesen aus dem benachbarten Riesengebirge und Thüringer Wald fürchteten ihn. Sie versuchten Bodo aus dem Weg zu gehen, wo immer es auch möglich war.
Eines erblickte Bodo bei einem Ausritt die schöne Königstochter Brunhilde. Sie wohnte in der Nähe der Schneekoppe. Der Riese war von der Schönheit Brunhildes so verzaubert, dass er den Entschluss fasste, um ihre Hand anzuhalten. Mit dieser Absicht stattete er Brunhildes Vater einen Besuch ab. Dieser jedoch kannte den Riesen und wies den Heiratsantrag zurück. Wütend und voller Ärger verließ Bodo das Königreich seiner Auserwählten. Er suchte nach einer Möglichkeit, wie er Brunhilde doch noch zur Frau bekommen könnte.
Einige Zeit später, sah er dann seine Stunde endlich gekommen, denn Brunhilde kam auf ihrem großen und weißen Roß allein von der Schneekoppe herunter. Er verstellte ihr den Weg, lächelte dabei böse und wollte sie dazu bewegen, mit ihm zu kommen. Brunhilde jedoch antwortete nicht , sondern suchte verzweifelt nach einem Weg, ihrem Verfolger zu entkommen. Da brach urplötzlich ihr Pferd aus und jagte davon, über den Thüringer Wald bis hin zum Harz, dort wo ihr Oheim herrschte. Bei ihm hoffte sie Zuflucht zu finden. Aber Bodo nahm wütend die Verfolgung auf. Er wollte Brunhilde nicht entkommen lassen. So trieb er sein Pferd an, mit jeder Minute kam er der schönen Königstochter immer näher, bis er nur noch wenige hundert Meter entfernt war. Doch Brunhilde wollte nicht aufgeben. Sie flüsterte ihrem Pferd Zauberworte ins Ohr, beschwor es auszuhalten und ihr das Leben zu retten. Das Tier schonte sich nicht, doch plötzlich bäumte es sich auf. Brunhilde hatte Mühe sich in Sattel zu halten. Sie standen vor einem schroffen, tiefen und felsigen Abgrund. Im Tal unten rauschte ein gewaltiger Fluss. Der gegenüberliegende Felsen schien unerreichbar zu sein. Sie hörte Bodo immer näher kommen. Brunhilde streichelte ihr Pferd. Dieses setzte zum Sprung an und flog wie von Geisterhand getragen über die klaffende Tiefe. Wie durch ein Wunder erreichten sie den jenseitigen Felsen. Der Vorderhuf des Pferdes schlug dabei so tief in den Stein, dass man noch heute den Hufabdruck sehen kann. Während des Sprunges verlor Brunhilde ihre schwer goldene Krone, die sie auf ihrem Haupte trug. Die Krone fiel in die Tiefe , in die tosenden Fluten des Harzflusses.
Bodo nun am Abgrund angekommen, wollte es der schönen Königstochter gleich tun. Ohne zu zögern, sprang er ihr nach. Doch er erreichte nicht den rettenden Felsen und stürzte in die Tiefe, wo er den Tod fand.
Der Harzfluss wurde nach dem Riesen benannt. Seither wird er "Bode" genannt.
In der Tiefe des Flusses soll der Riese noch heute in Gestalt eines schwarzen Hundes die Krone der Königstochter bewachen. Viele Jünglinge haben schon versucht, die Krone zu heben, aber alle haben den Tod gefunden.
In dunklen Sturmnächten, wenn die Bäume mit ihren Wipfeln die Erde berühren, kann man noch heute den Hund, den Wächter der Krone, heulen hören.


Ein Hund namens Quedel

Vor mehreren Tausend Jahren befanden sich im heutigen Gebiet der Stadt Quedlinburg viele kleine Siedlungen. Diese waren ständigen Überfällen von Räubern und Plünderern ausgesetzt. Die Bewohner überlegten nun, wie sie sich gegen die ständigen Übergriffe schützen konnten. Gemeinsam umbauten sie die vielen kleinen Siedlungen mit einer starken und wehrhaften Mauer. Daraufhin beschlossen sie, im Schutze der Mauer aus den Siedlungen eine große, eine Stadt zu gründen. Hoch oben, auf einem mächtigen Sandsteinfelsen erbauten sie eine trotzige Burg.
Nun fehlte ihnen nur der passende Name. Als die Bewohner zusammen saßen und über den neuen Stadtnamen beratschlagten, merkten sie nicht, dass sich in der Dunkelheit der Nacht eine wilde Räuberhorde näherte. Die Stadtmauer war zwar stark und auch unbezwingbar, aber zur Freude der Räuber, hatten die Einwohner vergessen, die Stadttore zu schließen. Mit Sicherheit wäre es der wilden Schar gelungen, zu brandschatzen und zu plündern.
Aber niemand hatte mit der Wachsamkeit des kleinen Hundes mit dem Namen Quedel gerechnet. Dieser bemerkte die Räuber und bellte so laut er nur konnte. Die Einwohner aufgeschreckt, erkannten die nahende Gefahr. Schnell konnten sie noch rechtzeitig die Tore schließen und so ihre Stadt retten. Die Räuber mussten zu ihrem Leidwesen unverrichteter Dinge wieder von dannen ziehen.
Der kleine Hund Quedel hatte durch seine Wachsamkeit das Leben, Hab und Gut der Einwohner gerettet. Jetzt waren sich alle über den Namen der Stadt einig. Sie sollte von nun an, nach ihrem Retter, die Burg des Hundes Quedel - Quedlinburg heißen.

Ob es sich wirklich so zugetragen hat, sei dahingestellt. Geht man allerdings durch die Stadt Quedlinburg, kann man an verschiedenen Stellen den Hund finden, so an der Nicolaikirche und auf dem Schachtbrunnen in der Blasiistraße neben dem Hirtenbrunnen. Nicht zuletzt befindet sich im Stadtwappen ein kleiner Hund, der am Stadttor sitzt, dessen Gitter hochgezogen sind.


Die Entstehung der Burg Falkenstein

Hoch über dem Selketal thront die stolze Burg Falkenstein. Die Burg wurde zwischen 1120 und 1180 erbaut. Durch ihre günstige Lage konnte sie allen Angriffen standhalten.
Der Sage nach verdankt die Burg ihrer Entstehung einem Mord.
Unweit der heutigen Burg Falkenstein befand sich der Stammsitz der Edelfreien von Konradsburg. Schon lange hatte es Egeno von Konradsburg auf den Besitz des Grafen Adalbert II. von Ballenstedt, Vogt von Nienburg und Hagenrode, abgesehen. Da kam es ihm gerade recht, dass Adalbert II. in den Jahren 1075 bis 1077 gefangen war. So konnte er die Gunst der Stunde nutzen und sich den askanischen Besitz unrechtmäßig aneignen. Darüber sind beide in eine Fehde geraten, wobei Egeno Adalbert in Westdorf nahe Aschersleben erschlug. Als Sühne für den Mord mussten die Grafen von Konradsburg ihren Stammsitz in ein Kloster umwandeln. Der Sohn Egenos, Burchard von Konradsburg, errichtete daraufhin die neue Burg Falkenstein hoch über dem Selketal. Aber damit nicht genug. Die Konradsburger sollten keine Ruhe finden.
Im Kloster auf der Konradsburg erschien einmal im Jahr, jeweils am Tage der Ermordung von Adalbert, ein geharnischter Ritter. Dieser war auf der Suche nach dem Mörder Egeno, um ihn für die Freveltat zu bestrafen. Die im Kloster lebenden Mönche sahen diesem Tag immer mit einem Schrecken entgegen. Sie lasen viele Messen und beteten für die Erlösung Adalberts. Alle Gebete konnten aber nicht verhindern, dass der Ritter das Kloster heimsuchte. Wieder war es einmal soweit, zu mitternächtlicher Stunde polterte der Ritter in der Klosterkapelle, begleitet vom Rasseln seiner Rüstung.
Im Hof ruhte ein alter Esel, der tagsüber das Wasserrad antrieb. Durch das Rasseln aufgeschreckt, begann er laut zu schreien. Aus der Kapelle ertönte lautes Poltern und Krachen. Plötzlich war es dann totenstill.
Nach geraumer Zeit, als sich die Mönche von dem Schrecken erholt hatten, wagten sie sich dann doch in die Kapelle. Sie trauten ihren Augen nicht, was sie dort sahen. Auf der Erde lag ein altes rostiges Schwert und ein gespaltener Harnisch. Vom Ritter aber fehlte jede Spur. Durch das Schreien des verängstigten Esels wurde der unheimliche Besucher für immer vertrieben.

Das Schwert und der Harnisch befinden sich noch heute auf Falkenstein.
Auf der Burg verfasste Eike von Repgow aus Reppichau unter der Herrschaft Fürst Heinrich von Anhalt den "Sachsenspiegel", das erste deutsche Rechtsbuch. Den Auftrag dafür gab Hoyer von Falkenstein.


Der Teufelsstein zu Halberstadt

Vor vielen hundert Jahren legte Hildgren, der erste Bischof von Halberstadt, den Grundstein für den Bau eines Doms. Er sollte auf einer Anhöhe entstehen, wo die Heiden ihre Opferaltäre errichtet hatten.
Dazu wurden Gesellen und Meister von nah und fern herbeigerufen. Zur gleichen Zeit hielt sich der Teufel in Halberstadt auf. Er war auf der Suche nach armen Seelen. Als der Teufel nun die Grundmauern sah und den Gesprächen der Gesellen über die Erquickung durstiger Seelen belauschte, glaubte er das der Bau ein großes Wirtshaus werden sollte. Ein Ort wo er viele verirrte Seelen finden würde. Als in den Abendstunden nun die Arbeiter ihr Tagwerk beendet hatten, begann der Höllenfürst heimlich den Bau weiter voran zutreiben. Vor lauter Freude auf das entstehende Wirtshaus, schleppte er die großen schweren Felsbrocken heran und setzte sie zu einer Mauer zusammen. So schuftete er die ganze Nacht bis zum ersten Hahnenschrei. Voller Genugtuung betrachte er dann sein Werk. Als nun die ersten Gesellen kamen wunderten sie sich, wie schnell der Bau schon gediehen war, ohne dabei je den wahren Grund zu ahnen. So ging es nun verschiedene Tage und auch Nächte.
Der Teufel wollte nun eines Nachts das Bauwerk auch von innen sehen. Im Inneren angekommen betrachtete er alles mit Argwohn. Als er die Stufen zur Chortreppe, die großen Fenster und die Kuppel sah, wurde ihm nun langsam klar, dass hier nie und nimmer ein Wirtshaus entstehen würde, sondern ein Ort, wo die Christen Mut und Kraft sammeln, um dem Bösen zu widerstehen. Wütend auf sich selbst, überlegte, was er nun tun könnte, um den Bau zu verhindern.
Im Morgengrauen, als die ersten Gesellen an die Arbeit gehen wollten, sahen sie oben auf dem First den Höllenfürsten sitzen. In seiner Klaue hielt er einen riesigen Felsbrocken. Da rief der Teufel von oben herab: "Seht her, ihr habt mich betrogen. Ich glaubte hier wird ein Wirtshaus gebaut, heimlich half ich beim Bau. Meine ganze Arbeit war nun umsonst. Jetzt zerschmettere ich den Bau und begrabe Euch unter den Trümmern !"
Bei diesen Worten waren sie alle entsetzt und stumm vor Schreck. Ein Geselle trat aber hervor und rief:" Lass ab Fürst der Hölle, wenn es dir gelegen ist hier eine Schenke zu sehen, dann werden wir dir eben eine gleich neben dem Dom in kürzester Zeit bauen. Lass du dann von deinem Vorhaben ab !"
Der Teufel überlegte kurz und willigte dann schließlich ein. Damit die Gesellen aber ihr Versprechen nicht vergessen, schleuderte er mit voller Wucht den Felsbrocken auf den Domplatz, wo dieser auch heute noch liegt. Mit seinem glühenden Daumen drückte er dabei eine riesige Vertiefung in den Stein.
Bald nun entstand neben dem Dom ein kleines Häuschen mit einem mächtigen Keller, der Domkeller.
Im Jahre 859, am 9. November wurde der Dombau im Beisein von vielen Fürsten, Bischöfen und Priestern eingeweiht.


Der wilde Jäger vom Hackelberg

In stürmischen Gewitternächten braust ein wilder Reiter mit lauten Jagdrufen: "Hoi, hoi, hoho, hoho !" auf einem weißen Ross vom Brocken über den Bruchberg hinunter in die Harzwälder. Ihm voran und auch dahinter Weiber, Jäger und Hunde. An der Spitze des Tross fliegt die Eule Turtusel. Sie war einst eine Nonne, die ihr Gelübde brach und seither als Eule verwandelt rastlos umherirren muss. Ihr klagender Ruf "Schuschu" klingt schauderhaft. Ist er nun zu hören, dann beeilt sich alles, um schützend sein Haus zu erreichen. Wandersleute schmeißen sich zu Boden, um den Anblick der wilden Horde zu entgehen. Wer es aber wagt den wilden Jäger zu necken, der erfährt eine harte Strafe. Ein Zimmermann rief ihm einst sein "Hoho" hinterdrein. Da fiel ein schwarzer Klumpen durch seinen Schornstein auf den Ofen. Wild stoben die Funken umher und eine Pferdelende lag darauf. Der Zimmermann aber war tot.
Eines anderen Tages hatten zwei Köhler gerade ihren Meiler fertiggestellt, als ein lautes Getöse in der Luft zu hören war und die wilde Jagd sich beiden näherte. Die Köhler verkrochen sich eiligst in ihrer Hütte und schauten durch ein Loch in der Wand dem wilden Treiben zu. Auch hier flogen Pferdeknochen durch die Luft, in das Feuer der beiden Köhler. Diese wagten es nicht, sich vor lauter Angst zu bewegen. Als sie sich nun am nächsten Morgen dem Feuer näherten, konnten sie es vor lauter Staunen kaum fassen, in der Asche glänzte pures Gold.
Bei Lebzeiten war der wilde Jäger ein braunschweigischer Oberjägermeister. namens Hans von Hackelberg. Er lebte Mitte des 17. Jahrhunderts. Eines Tages sollte er nun in Harzburg ein großes Jagdfest ausrichten. In der Nacht vor dem großen Halali hatte der Oberjäger einen schrecklichen Traum. Er sah einen furchtbaren Eber, den er nicht im Kampf nieder strecken konnte.
Die Geschehnisse der Nacht nahm er als Warnung und blieb dem Jagdzug schweren Herzens fern. Indes nahm die Jagd einen guten Verlauf. Es wurde viel Wild erlegt. Darunter war auch ein riesiger Eber, den Hans von Hackelberg bestaunte. Erfreut rief er :"Du bist also das Untier, welches mir das Leben nehmen wollte !", dabei stieß er ihn so derb mit dem Fuß an. Er merkte gar nicht, dass dabei der Fangzahn durch den Stiefel in sein Bein drang. Die kleine Wunde beachtete er nicht. Sie verschlimmerte sich aber von Tag zu Tag. Mehrere Ärzte versuchten den Fuß zu heilen, alles ohne Erfolg.
Der Oberjäger versuchte nun nach Braunschweig zu kommen, wo er auf Heilung hoffte. Langsam ritt er auf einen Esel gen Braunschweig. In den Abendstunden musste er in Wülperode zur Nachtruhe einkehren.
Sein Zustand verschlimmerte sich zusehends. Der Brand kam in die Wunde, an deren Folgen er dann schließlich starb. Während seiner letzten Stunden war ein Priester zugegen. Er wollte Hans von Hackelberg die letzte Ölung geben. Doch der Jägermeister wollte davon nichts hören. Er rief laut :"Unserm Herrgott soll der Himmel bleiben, wenn mir nur meine Jagd bleibt !"
Erschrocken vernahm der Geistliche diese Worte und rief :" Nun dann jage bis zum jüngsten Tag !" und so jagt Hans von Hackelberg seither mit seiner wilden Horde rastlos durch die Harzwälder.


Des Teufels Trunk

Einst gerieten in Nordhausen zwei Zauberer aneinander. Sie stritten so sehr, dass die Funken stoben. Dabei wandten sie alle Tricks der schwarzen Magie an. Durch das Gezeter aufmerksam geworden, fuhr der Teufel aus der Hölle herauf. Was er da sah, freute ihn doch sehr. Voller Vergnügen schaute er der Prügelei der beiden Zauberer zu. Vielleicht hätte er lieber auf dieses Schauspiel verzichtet, denn es sollte dem Fürsten der Unterwelt noch arg gehen.
Zuerst prügelte der stärkere der Schwarzkünstler auf seinen Zunftgenossen ein. Dem Höllenfürsten amüsierte das Geschehen so sehr, dass er in gellendes Gelächter ausbrach. Blitzschnell ließ der Zauberer von seinem Kumpel ab und wandte sich dem Teufel zu. Der Zauberer schlug so sehr auf den Gebieter der Hölle ein, dass dieser unter lautem Wehklagen das Weite suchte. Es blieb nur ein beißender Schwefelgeruch. Vor lauter Schreck verkroch er sich in einem hohlen Baum. Der Zaubermeister folgte ihm und mauerte das Loch zu. Nun war dem Teufel der Weg zurück in die Hölle versperrt. Viele Jahre verbrachte er in seinem Gefängnis.. Seit jener Zeit kam kein Erdenbewohner mehr in die Hölle. Arme Seelen, welche zur Verdammnis verurteilt waren, konnten nun die Finsternis verlassen und getrost in den Himmel aufsteigen. Viele Jahre herrschte auf der Erde Friede und Freude. Allerdings sollte es nicht immer so weiter gehen. Eines Tages gingen zwei Holzfäller in Wald, um einen Baum zu fällen. Ausgerechnet suchten sie sich den Baum aus, in welchem der Höllenfirst gefangen war. Der Teufel konnte nun entweichen und in sein finsteres Reich zurückkehren. Aber was fand er dort vor? Die Hölle war leer, nur seine Großmutter begrüßte ihn. Wo sollte er nun so schnell wieder arme Seelen finden? Die Großmutter riet ihm, dass er nach Nordhausen gehen sollte, um den Leuten dort zu lehren Kornbranntwein herzustellen.
Der Teufel fand die Idee großartig und zog sofort los.
Seither wurde nun in Nordhausen der Teufelstrunk gebrannt. Er fand schnell den Weg in alle Himmelsrichtungen. Durch den Genuss des Kornbranntweines wurden viele Menschen übermütig und so hatte der Teufel ein leichtes Spiel. Er konnte sich wieder viele arme Seelen einfangen und in die Hölle bringen. Schnell war diese dann auch bald überfüllt.
Auch heute noch ist der Nordhäuser Doppelkorn über die Grenzen bekannt. Manch einer hält ihn immer noch für einen Teufelstrunk.


Die Entstehung der Teufelsmauer

Die Teufelsmauer erstreckt sich von Blankenburg bis Timmenrode. Dann erfolgt eine Unterbrechung bis Thale. Dort tritt sie südwärts wieder zu Tage, bis Rieder verschwindet sie wiederum. Hier kommt sie dann erneut zum Vorschein und endet in den Gegensteinen bei Ballenstedt.
Um die Entstehung der Teufelsmauer ranken sich verschiedene Legenden. Die wohl bekannteste ist die Sage vom "Teufel und Hahn".
Lange Zeit stritt der Teufel mit dem lieben Gott um die Herrschaft auf der Erde. Die beiden einigten schließlich. Gott sollte nun das fruchtbare Flachland und der Teufel das erzhaltige Harzgebirge erhalten. Daran war allerdings eine Bedingung geknüpft. Der Teufel sollte innerhalb einer Nacht bis zum ersten Hahnenschrei eine Grenzmauer errichten.
Unter lautem Jubeltanz machte der Teufel sich zugleich an die Arbeit. Er begann mit dem Bau im Dorfe Blankenburg. Das Mauerwerk wuchs und wuchs in der Dunkelheit. Er war fast am Harzrand angelangt, fehlte nur noch ein Stein. Über die Freude seine Arbeit so schnell vorangetrieben zu haben und er sah sich schon die Wette gewonnen, machte er eine kurze Verschnaufpause. Gott beobachtete alles mit Argwohn und griff schließlich zu einer List. Zur gleichen Zeit war eine Bäuerin aus dem kleinen Dorf Blankenburg auf dem Weg zum Markt. In ihrem Korb hatte sie einen stattlichen Hahn. Da stolperte sie über einen Stein. Neugierig steckte da der Hahn seinen Kopf aus dem Korb und begann zu krähen. Der Teufel hörte den Hahnenschrei und glaubte, die Nacht sei vorbei. Vor lauter Wut über sein Versagen und der vergeblichen Arbeit, schleuderte er den letzten Stein gegen die Mauer, so dass diese zerstört wurde. Heute erinnern nur noch einige Trümmer an das Werk des Höllenfürsten.
Diese Überbleibsel nennt man im Volksmund "Teufelsmauer".


Die Klus von Goslar

Eines Tages spazierte ein Riese durch den Harz. Er kam mit Riesenschritten auch in die Gegend von Goslar. Vor lauter Übermut schwang er seinen Säbel durch die Luft. Er verlor dabei die am Hosenbund befestigte Säbelscheide. Ganz in Abwesenheit bemerkte dieses aber nicht.
Am Waldrand beim Bollrich standen einige Wandergesellen. Sie waren sehr amüsiert über den dummen Riesen. Laut kicherten sie umher. Dem Riesen entging das Kichern nicht. Flugs drehte er sich zu den Wanderburschen um.
Nun bekamen die sie doch Bedenken. Voller Furcht krochen die Gesellen in die Säbelscheide. Hier fühlten sie sicher vor dem Riesen. Da sah auch der Riese die verlorene Säbelscheide. Schnell nahm er sie auf und knüpfte sie wieder an den Hosenbund und steckte seinen Säbel rein. Die Spötter werden dabei wohl ums Leben gekommen sein, denn sie wurden nie wieder gesehen.
Schnellen Schrittes ging der Riese weiter, da drückte ihm etwas im Schuh. So setzte er sich auf den Petersberg und zog seinen Schuh aus. Es rollte ein Kieselstein heraus. Noch heute liegt dieser dort am Bergeshang. Später hatte sich ein Mönch darin ein Zimmer ausgehauen und als Klause eingerichtet. Seit jener Zeit wird der Felsen Klus genannt. Mit seiner Sitzfläche hatte der Riese den Petersberg eingedrückt und die Spitze seines Säbels formte den Klusteich aus. Schließlich schlitzte der Säbel beim Aufstehen noch die Kerbe zum Bollrich auf, durch die heute das Wasser der Lilienquelle fließt.


Die weiße Jungfrau von Harzburg

Freitags, wenn der Mond hinter dichten Wolken verschwindet, dann kann man auf den Waldwiesen bei Harzburg eine weiß gekleidete Jungfrau sehen. Einige Leute berichteten, dass sie dort Gras mähen würde, um sich ein frisches Bett zu bauen.
Die Jungfrau wohnt in einem tiefen Brunnen der Burg. Aus ihm poltert, dröhnt und rauscht es manchmal. Dann spielt sie immer mit Steinen. Die Menschen am Brunnen machen dann jedesmal ein Kreuz. Sie meinen: "Die ganze Woche wunderlich, der Freitag ist absunderlich!".
Einige meinten, dass die Jungfrau die verwunschene Seele eines Kindes sei, dass man einst beim Bau der Harzburg eingemauert hat. Dadurch sollte die Burg fest und unbezwingbar werden. Wiederum andere erzählen, dass die Jungfrau unten im Brunnen die Krone Kaiser Heinrichs, die er bei seiner Flucht von der Harzburg in den Brunnen geworfen hat, bewachen muss. Ebenfalls muss sie den Gang weiter verschlossen halten, durch den der Kaiser vor den Sachsen floh.
Vor langer Zeit wollte man nun die Geschichten auf Wahrheit überprüfen. Dazu musste ein zum Tode verurteilter Verbrecher namens Schöppenstedt, in den Brunnen hinab. Sollte er durch den Gang in die Freiheit fliehen können, würde man ihm das Leben schenken.
Schöppenstedt nun am Grund des Brunnens angekommen sah eine eiserne Tür. Sie öffnete sich leise und die weiße Jungfrau trat ihm entgegen. Mit ruhiger Stimme sprach sie :"Weil Du nicht aus Mutwillen heruntergekommen bist, will ich Dir den Weg in die Freiheit zeigen! Komm mit mir." Sie fasste seine Hand und geleitete ihn durch einen unheimlichen , langen Stollen. Sie kamen vorbei an unzähligen Kammern. Hier waren wertvolle Schätze aufgestapelt.
In einer kleinen Höhle saß der Kaiser Rotbart mit seinem Gefolge an einem festlich gedecktem Tisch. Nebenan in einem Stall standen Rösser an den Krippen und fraßen Dornenzweige. Es war hier alles sehr still und nur eine Scheinwelt. Schöppenstedt konnte nichts von den wertvollen Schätzen greifen. Beim Herantreten sind sie stets verschwunden, berichtete er später.
Im Morgengrauen erwachte er wie aus einem Traum. Er lag auf einer Wiese, etwas abseits von der Burg. Dieses Fleckchen Erde heißt noch heute zur Erinnerung an das Ereignis "Schöppenstedter Grund".


Die Prinzessin vom Ilsestein

In grauer Vorzeit lebte auf dem Mitjanschloss ein Fürst der Riesen. Er hatte eine wunderhübsche Tochter. Diese hatte es einem mächtigen Berggeist angetan. Gern hätte er sie zur Frau genommen. Doch Ilses Vater wollte davon nichts hören. Nun sprach der Berggeist wieder einmal bei dem Fürsten der Riesen vor. Erneut wurde er abgewiesen. Vor lauter Wut darüber, nahm er alle seine geheimen Kräfte zusammen und verzauberte schließlich die Tochter in einen Felsen in seinem Reich.
Noch heute sitzt dort Prinzessin Ilse und wartet das nun endlich der Zauberbann gebrochen wird und sie endlich erlöst ist. Nach der holden Maid wurde auch der Felsvorsprung benannt. Er ist als Ilsestein bekannt und zu seinem Fuße fließt munter das Flüßchen Ilse.
Nun liegt vor dem Ilsestein großer Stein. Er erinnert an einen großen Tisch mit einer Kuhle in der Mitte. Darin steht immer Wasser. Jeden Morgen kurz vor Sonnenaufgang, wenn noch der Nebel aus dem Tal empor steigt, wäscht sich darin die Ilse.
Nur selten konnten Menschen die Prinzessin dabei beobachten. Allerdings sah ein junger Mann sie einmal auf seinem Rückweg. Sie schloss eine eiserne Tür am Ilsestein auf und verschwand schnell darin. Von der Schönheit der Prinzessin angetan, eilte er eilig herbei, doch die Tür war verschwunden. Vergeblich suchte er den Felsen ab.


Das Wernigeröder Schloss

Vor vielen, vielen Jahren lebten einmal auf dem Wernigeröder Schloss drei Brüder. Sie regierten mit harter Hand das Land. Aufgrund ihrer roten Kleidung wurden sie von allen nur die Roten genannt. Reisende in der Grafschaft wurden oft gewarnt: "Ik wärne jü vor de roden". Schließlich entwickelte sich aus dieser Redensart der Name Wernigerode für das Schloss und den Ort.
Zur damaligen Zeit stand das Schloss noch nicht auf seinem heutigen Platz, sondern auf dem Berg, auf dem jetzt die Harburg steht. Doch einen der Grafen gefiel es nicht in den dunklen Bergwäldern. Er wollte seinen Wohnsitz näher an seinen Feldern und Wiesen haben. Seinem Wunsch erzählte er dem Burggeist. Um Mitternacht wendete er all seine Zauberkunst an und befahl der Burg "Rutsche fort". Das Schloss schwebte nun leise über Täler und Höhen auf den Berg, wo es auch heute noch steht. Am Morgen haben alle Bewohner des Schlosses staunend geguckt. Fortan nannte sich der Graf nun Graf zu Wernigerode-Rutschefort.
Es war immer mühsam aus dem tiefen Schlossbrunnen Wasser heraufzuziehen. Da hatte der Graf die Idee, laufendes Wasser in das Schloss zu führen. So kam ein Mann aus der Stadt. Der Graf nahm an, dass dieser ihm seinen Wunsch erfüllen konnte. Der hatte aber in Wirklichkeit keine Ahnung. Er schloss nun mit dem Teufel einen Pakt, wenn der Teufel ihm helfen würde, dann bekommt er seine Seele.
Unter der Anleitung des Teufels ging der Bau rasch von der Hand. Allerdings hatte der Mann nie vor, dem Teufel seine Seele zu überlassen. Kurz vor der Fertigstellung des Werkes, bestellte er einen Priester, der sollte nun die neue Leitung segnen.
Als der Teufel den Schwindel bemerkte, riss er wütend den ganzen Bau ein und warf die Steine weit umher.
Nun war der Baumeister von seinem Vertrag mit dem Teufel erlöst. Natürlich hatte er gut aufgepasst. Er machte sich erneut ans Werk und verlegte allein die Wasserleitung ins Schloss. Fortan konnte man sich jetzt an dem Spiel des Laufbrunnens im Burghof erfreuen.




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